Der Krieg an der Saar ums Narrativ
Wie die Saarländer die BRD in den Wahnsinn trieben, wie Telesaar von der BRD unerbittlich plattgemacht wurde und über die Hoheit eines Narrativs...
"Wer dich veranlassen kann, Absurditäten zu glauben, der kann dich auch veranlassen, Gräueltaten zu begehen." ~Voltaire (überspitzt)
Gunnar Kaiser fand am 05.12.2020 in seinem Video "Es ist Kult!" weise Worte, um zu erklären, welche Macht ein Narrativ, eine Erzählung, die Art und Weise, wie wir Dinge wahrnehmen, haben kann:
Über Weltanschauungen generell
„Warum erkenne ich die Welt nicht so wie die anderen Leute? Warum bin ich der einzige Geisterfahrer auf der Autobahn? Oder natürlich: Warum sind die anderen so blind? Warum erkennen sie denn nicht, was offensichtlich ist? [...] Jede Herrschaft und jedes System braucht eine Ideologie, die das ganze unterstützt. Jede Herrschaft beruht auf einer Weltanschauung. Und jede Weltanschauung ist im Grunde genommen so etwas wie eine Erzählung – das, wie die Welt ist und das, was dem Ganzen Sinn gibt. Und bei diesen Erzählungen ist im Grunde genommen der Bezug zur Realität überhaupt nicht wichtig. Es kommt gar nicht darauf an. Diese Erzählungen, diese Narrative können sogar irreal sein. Die können fantastisch erscheinen. Die können sogar gegen die Fakten sprechen und total wahnhaft sein, wie es jetzt z.B. bei Großideologien ist: Beim Kommu-nismus, beim Nationalsozialismus.
Religionen und Sekten ziehen die Menschen mit Realitätsferne an
Aber auch bei politischer Agitation, politischer Arbeit, wenn man sich für ein politisches Ziel einsetzt oder für eine Partei einsetzt, dann kann es auch diese Erzählungen geben, die mit der Realität gar nichts mehr zu tun haben. Und natürlich bei den Religionen, da ist es sogar gut, wenn es fantastisch ist. Da geht es um Wunder, da geht es sogar um Absurdität und da spielen die Fakten gar keine Rolle mehr. [...] Bei Religionen kann man es merken: Je mehr es gegen die Fakten geht und gegen das Reale, je wundervoller es ist, desto stärker ist auch die Faszination und die Verführungskraft von solchen Erzählungen. Das Antireale verstärkt sogar die Wirkkraft dieser Ideologie. Und das haben wir natürlich auch bei Kleinreligionen und Sekten, das dort eine Erzählung ersponnen wurde, die eine unglaubliche Faszination auf die Menschen ausübt und geradezu eine psychotische Wirkung auf sie hat.
Ideologien sind faktenresistent
Gut, die Fakten spielen keine Rolle mehr. Die Erzählung bezieht sich nur noch auf sich selbst, sie ist selbstreferentiell. Und es kommt nur darauf an, dass sie in sich selbst Bestand hat und dem Ganzen, also der Welt, dem Weltgeschehen einen Sinn bietet und auch den Einzelnen dann auffängt in seiner Vereinzelung, in seiner Orientierungslosigkeit, ihn einordnet und ihm dann auch eine Funktion gibt und damit eine Identität. Von außen gesehen erscheint es oft total lächerlich. Also man sieht sich das an und sieht, wie inkonsistent deren Glaube ist, wie unplausibel deren Weltbild ist, wie einseitig, ja wie faktenresistent, wie kontextlos auch hier einzelne Bestandteile herangeführt werden und dass sie oft auch Phänomene aus der Welt gar nicht erklären können, dass diese Phänomene ausgeblendet werden müssen [...] Aber die Tatsache, dass alles so unplausibel ist, schwächt diese Ideologien und Erzählungen überhaupt nicht, vielmehr erhöht sie sogar ihre Macht, diese Absurdität, da es die Anhänger der Ideologie zwingt, die Inkonsistenz zu verteidigen und auch die Irrationalität in Einklang zu bringen mit der Welt. [...] Es kommt ihnen total vernünftig vor, den Anhängern eines psychotischen Kollektivs und eben nicht wie eine kollektive Psychose.
Pseudowissenschaft wie bei der Rassenlehre
Diese Gläubigkeit, ja dieser fast religiöse Charakter kann sogar im Mantel der absoluten Rationalität daherkommen, der Wissenschaftlichkeit. Natürlich ist das nur eine Pseudorationalität oder Pseudowissenschaftlichkeit. Wissenschaftsgläubigkeit steckt auch schon in diesem Begriff drin, hinter der sich dann auch Autoritarismus und Leichtgläubigkeit versteckt. Es ist eigentlich gegen die Fakten, aber man beruft sich auf irgendwelche „Fakten“ und man sagt dann:
Trust Science (Vertrau der Wissenschaft) oder Science has settled (Die Wissenschaft hat das schon ein für alle Mal geklärt), es gibt einen Wissenschaftskonsens, also eigentlich absolut unwissen-schaftliche Behauptungen. Und wer dann Fakten, die diesem Weltbild widersprechen würden, anbringen will, der gilt dann als Wissenschaftsleugner. Was gemeint ist, ist aber eigentlich nur, er ist ein Autoritätsleugner, eben ein Ketzer, obwohl er ja nur Fakten präsentiert, die das eigene Weltbild in Frage stellen. [...]
Heute so, morgen so - Kurzschluss im Denken
Darüber hinaus ist es auch oft so, dass die Sektenführer, die cult leader, die Maßgaben, die Vor-gaben oft ändern, dass sie das, was gestern galt, einfach radikal umdrehen und damit ihre Sektenmitglieder, ihre Untergebenen dazu zwingen, die Überzeugungen – zu denen sie sich gestern noch bekennen mussten – abrupt aufzugeben und damit eben gleichzeitig Loyalität zu zeigen. „Das, was ich gestern geglaubt habe, ist heute Ketzerei. Was ich vorher noch eine Verschwörungstheorie nennen konnte, ist heute Bestandteil meiner Erzählung, das ist jetzt offizielle Wahrheit.“
Was vorher sinnlos war, weil die Wissenschaft gesagt hat, dass es sinnlos ist, ist jetzt absolut sinnvoll und nötig und das hat die Wissenschaft ja auch schon immer so gesagt. Und dieses Umdrehen und dieses dauernde Wechseln in der Erzählung das sorgt bei den Menschen für einen Kurzschluss im Verstand. Wir geben es dann irgendwann auf, wir sind dann irgendwann müde, es noch erklären zu wollen.“
Und nun zur eigentlichen Geschichte, was an der Saar los war. Wir beschränken uns hier nur auf das allernötigste mit einigen zusätzlichen Ergänzungen und empfehlen, die ausführlichere Geschichte auf sarrelibre unter dem folgenden Link zu lesen: https://www.sarrelibre.de/309/wie-die-saarlaender-das-privatfernsehen-erfanden/
Wer das Narrativ beherrscht, beherrscht die Menschen. Man beherrscht ihre Gedanken und macht sie durch die Vorgabe, was Wahrheit ist, zu willfährigen Sklaven. Durch ein Narrativ wird eine riesige Menschenmasse steuerbar. Deswegen hatte es an der Saar nach dem offiziellen Beitritt zur BRD am 01.01.1957 allerhöchste Priorität alle Medien abzuschalten, die möglicherweise unerwünschte Erzählungen oder Perspektiven auf die Welt verbreiten könnten. Diese Gefahr, diese Bedrohung musste sofort beseitigt werden. Die Saarländer hatten nämlich als Erste das Privatfernsehen erfunden, welches in Konkurrenz zum deutschen Staatsfunk stand. Das erste deutsche Privatfernsehen gab es ab 1952 im Saarland, als in Deutschland und Frankreich noch privater, kommerzieller Rundfunk verboten war.
Der Saarländer will Deutsches Fernsehen
Der Saarländer hatte ein großes Problem: Durch die Zollschranken gab es nur franz. Fernseher mit franz. Programmen. Er wollte aber deutsches Fernsehen sehen und das war ein Problem für die saarländische Regierung. Die Saar-Regierung befürchtet durch das westdeutsche Fernsehen (zu Recht) eine gezielte, politische Einflussnahme - denn das Saarland wird von der BRD und ihre Medien wie auch die DDR zu einem unrechtmäßigen Staat erklärt. Daher muss ein eigenes Fern-sehen her. Die Franzosen sponserten zu dieser Zeit viele Projekte im Saarland, allerdings war ein saarländischer Sender für sie ebenfalls undenkbar: Sie hatten nämlich Angst, dass ein deutsch-sprachiges Programm in Elsass-Lothringen seperatisitsche Bewegungen befeuern könnte.
Ein privates Unternehmen ermöglicht deutsches Fernsehen
Das Medienunternehmen Images et Son von Fürst Rainier von Monaco baute zusammen mit der neugegründeten Saarländischen Fernseh-AG in Berus die größte Sendeanlage der Welt für den neuen Radiosender Europe 1. Als Gegenleistung, dass dieser Sender ganz Frankreich versorgt, wird deutschsprachiges Fernsehen für die Saarländer produziert.
Wann ging Telesaar auf Sendung?
Ende 1953 ging Telesaar als erster Privatfernsehsender Europas (!) auf Sendung, während sich Europe 1 noch bis 1955 gedulden musste. Wer hätte das den Saarländern zugetraut?
Wie und wo gesendet und produziert wurde
Die Anlage in Berus war nur eine reine Sendeanlage. Produziert wurde das franz. Radioprogramm in Paris, während man in der Richard-Wagner-Straße in Saarbrücken für das saarländische Fernsehen produzierte und vom Saarbrücker Eschberg sendete. Damit hatte technisch gesehen die Sendeanlage auf dem Felsberg in Berus mit dem saarländischen Fernsehen nichts zu tun. Und dennoch baute man dort eine monumentale, futuristisch anmutende Sendehalle. Warum?
Europaweites Fernsehen war geplant
"Die [Riesenhalle] ist schon für den nächsten Schritt gedacht: Dem Radiosender Europe 1 soll der mehrsprachige europaweite Fernsehsender Europa 1 Television folgen. Und die Halle ist für die Produktion von Live-TV-Sendungen vorgesehen.
Doch den großen Fernsehplänen kommt die große Politik dazwischen. Ziemlich kurzfristig und zur Überraschung vieler wird das Saarland am 1. Januar 1957 in die Bundesrepublik Deutschland (Westdeutschland) eingegliedert“, wo Privatfernsehen strengstens verboten war, kommentiert sarrelibre die damalige Situation.
Der Krieg beginnt 1957
Von heute auf morgen wollten die bundesdeutschen Juristen dem gigantischen Sender im Saar-land den Saft abdrehen. Ab dem 1. Januar 1957 sollte mit der Annektierung des Saarlandes nur noch ARD als deutsches Fernsehen empfangen werden dürfen. Fürst Rainier droht mit seiner Millionen-investition daher ein absolutes Fiasko.
Zum Glück kann diesen Schreibtischtätern einer wasserdichter Vertrag mit Senderechten über 50 Jahre Laufzeit von der saarländischen Fernseh-AG vorgelegt werden. Zähneknirschend muss die BRD den Sender weiterlaufen lassen, aber nicht ohne schwerwiegende Auflagen.
Der Herr über den deutschen Funkraum macht sich keine Freunde
Der Bundespostminister - Herr über den westdeutschen und seit 1957 auch über den saarländischen Luftraum - lässt den Privatsender nur unter vier Bedingungen weiterhin senden:
1. Der deutschsprachige TV-Sender Telesaar wird geschlossen.
2. Radio wird ausschließlich in französischer Sprache gesendet.
3. Die Sendeleistung wird Richtung Deutschland abgedämpft.
4. Alle weiteren Fernsehpläne sind gestrichen.
Sarrelibre kommentiert diese Auflagen wie folgt:
„Besonders wichtig ist den Bundesdeutschen Punkt 1, denn pünktlich zum Tag der Eingliederung am 1. Januar 1957 soll im Saarland das deutsche Fernsehen ARD starten: Auf dem Saarbrücker Schwarzenberg wird eiligst eine provisorische Sendeanlage errichtet. Doch auch hier wedelt die Fernseh-AG mit einem wasserdichten Vertragsschrieb, der ihr das Exklusivrecht für Fernseh-ausstrahlungen im Saarland zugesteht. Und so stellt die bundesdeutsche ARD ihr Programm zähneknirschend auf sporadische „Versuchssendungen“ um, für die sie jedes Mal offiziell bei der Fernseh-AG eine Genehmigung einholen muss! Welche Schmach!
Währenddessen sendet Telesaar munter weiter TV für das Saarland und wird somit zum ersten privaten Fernsehsender auf deutschem Boden! Warum die Fernseh-AG den Sender Telesaar, der ja von vornherein als Verlustgeschäft geplant ist, nicht einfach schließt, ist ein bisschen rätselhaft. [...] vielleicht lieben die Fernsehmacher einfach ihren Job und wollen sich ihn nicht von irgendwelchen Nasen in Bonn verbieten lassen?“
Dass es der BRD um die Kontrolle des Narrativs ging und um nichts anderes, erkennt man, wenn man sich vor Augen führt, dass die beiden Sender eigentlich gar nicht in Konkurrenz standen. Telesaar konnte man ausschließlich mit französischen Geräten empfangen, während für den Empfang der ARD ein Gerät deutscher Bauart erforderlich war.
Eskalation: BRD pfeift auf die Verträge
15. Januar 1958: Die Fernseh-AG ist erboßt, dass das ARD-Fernsehprogramm unangekündigt und ohne Genehmigung dauerhaft vom Schwarzenberg gesendet wird. Auf Proteste verzichtet der Saare, er geht lieber zum Gegenschlag über - und das noch am selben Abend! Der bisher noch ungenutzte TV-Sendeturm für ganz Europa auf dem Felsberg wird scharf geschaltet. Durch die zehnfache Sendeleistung über den gesamten südwestdeutschen Raum stampft Telesaar den schwächlichen ARD-Sender ein.
Dies wiederum erzürnt den Bundespostminister, der nun zu einer List greift: Eigenmächtig wird in Genf bei der ITU (Internationale Fernmeldebehörde) ein Austausch des Sendekanals auf dem Felsberg beantragt, ohne die Gegenseite davon in Kenntnis zu setzen. Genf hat keine Einwände, als Herr über den westdeutschen Funkraum hat er das Recht dazu.
Telesaar stellt die Ohren auf Durchzug und erleidet einen herben Rückschlag
Von einer Anweisung zur Abschaltung durch Kanaltausch hat weder Telesaar noch die saarl. Regierung etwas mitbekommen. Daher wird sie höflich ignoriert.
25. Januar 1958: Showdown. Nach einer sensaartionellen Betriebsdauer von gerade einmal 11 Tagen werden alle Fernsehkabel auf dem Felsberg gekappt und die Anschlüsse versiegelt. Dafür sorgen Postbeamte, die durch Polizei eskortiert werden. Telesaar verliert seine mächtigste Waffe.
Mit saarischem Kampfgeist wird zurückgesendet
Auch wenn Telesaar am Felsberg eine herbe Niederlage einstecken muss, können sie danach immer noch über den Eschberg weitersenden, aber keine Sendungen der ARD mehr vereiteln.
Die neue saarl. Regierung unter Egon Reinert hält sich fein raus. Auf der einen Seite müsste sie bundesdeutsches Recht durchsetzen, auf der anderen Seite zahlt die Fernseh-AG 1,7 Mio. DM jährlich für die Senderechte im Saarland, auf die man nur ungern verzichten möchte. Aus diesem Grund hat man mit hoher Wahrscheinlichkeit Telesaar weitersenden lassen und nicht direkt abgeschaltet.
Die BRD sitzt am längeren Hebel
Es folgen Monate juristischer Kleinscharmützel, bei denen sich die BRD letztlich durchsetzt. Sarrelibre erklärt:
„Der Bundespostmister verfügt die Schließung des Fernsehsenders Telesaar zum 16. Juli 1958. Mit dem Kabelschneider muss aber diesmal niemand anrücken: Die Fernseh-AG gibt entnervt auf und ermöglicht Telesaar, sich in Würde zu verabschieden. Titel der letzten Sendung Der Rest ist Schweigen, letzter Punkt im Sendeplan Absoluter Sendeschluss“
Zusatzinfos zum 1. Privatfernsehsender Europas und der Anlage in Berus
Eine weltweite Sensation
Das Fernsehen und Radio an der Saar war eine solche Sensation, dass man auf der anderen Seite des großen Teichs im New York Herald Tribune darüber berichtete:
"Das Radio und Fernsehen an der Saar im Dienste Europas
RADIO SAARBRÜCKEN wurde mit der gleichen Absicht wie die Universität des Saarlandes gegründet – als ein wichtiger Teil der übergreifenden Bemühungen, Bedingungen zu schaffen und zu fördern, unter denen eine Europäische Einheit Fuß fassen könnte. Über Informationen und Unterhaltung hinaus überträgt Radio Saarbrücken Sendungen, die die Idee, die dem neuen Staat an der Saar zu Grunde liegt, voranbringen sollen: Verständigung und Zusammenarbeit unter den europäischen Nationen.
Aus diesem Grund wurde der Radiosender in die Hände einer GmbH gegeben mit der Regierung als größtem Anteilseigner, als er an einem trüben Tag im März 1946 den Betrieb aufnahm. Die Betriebsmittel für jede Sendereihe kommen primär von einer direkten, jährlichen Steuer und werden zusätzlich durch Werbeein-nahmen mitfinanziert.
Radio Saarbrücken hat eine ideale Lage, um Menschen zu erreichen, die sich am stärksten um das Europäische Problem sorgen – die sog. Grenzgänger auf beiden Seiten des Rheins, die unweigerlich zu den ersten Be-troffenen gehören, wenn sich die Nationen uneinig sind.
Übertragungen finden durch eine mittlere Wellenlänge von 211,12 m und einer Frequenzmodulation (FM) von 88,2 MHz statt. Die in jeder Hinsicht modernen Studios in Saarbrücken und Saarlouis senden werktags 15 Stunden und 18 Stunden an Sonn- und Feiertagen.
Die reguläre Station wird mit einer Leistung von 20 kW betrieben und kann in einem Umkreis von 150 km senden. Die Rundfunkstation hat eine Stärke von 2 kW. Beide haben abends und in den Ferien unterschiedliche Pro-gramme.
F E R N S E H E N
Die ersten experimentellen Fernsehübertragungen fanden am 23. Dez. 1953 statt. Mit regelmäßigen Übertragungen ist ab Anfang März dieses Jahres (1954) zu rechnen.
Eine private Firma, die hauptsächlich aus privaten Investoren besteht, wurde mit dem Ausbau des Saar-fernsehens betraut. Die Saar wird das erste Land sein, das das amerikanische System nutzen wird – ein Großteil der Einnahmen wird durch privat-gesponserte Programme zusammenkommen.
Die Fernsehübertragungen werden stark genug sein, um auch deutsche, französische, belgische und luxem-burgische Zuschauer zu erreichen. Es wird Sendungen auf Französisch und Deutsch geben. Neben seinen eigenen Sendungen wird das Saarfernsehen erstmals in der Geschichte und trotz technischer Unterschiede zwischen den beiden Systemen deutsche und französische Sendungen erneut ausstrahlen. Wie auch das Radio wird Telesaar – technisch und kulturell – dabei helfen, die europäische Zusammenarbeit zu fördern.
RADIO SAARBRÜCKEN
„Der Europäische Sender“"
Zur Architektur: Die "Kathethrale der Wellen"
„Vier Sendemasten von bis zu 282 m Höhe (Eiffelturm: 324 m), gekrönt von einer Sendehalle, die eine weltweit einmalige architektonische Meisterleistung darstellt:
Eine 86 mal 46 Meter große Spannbeton-Konstruktion ohne Stützpfeiler in Form einer Jakobs-muschel – das damals größte freistehende Betondach der Welt! Das Dach besteht aus einer nur 4 cm dicken gegossenen Betondecke ohne Fugen, die an Stahlseilen aufgehängt ist. Bei stärkeren Winden, wie sie auf der kahlen Höhe des Felsbergs nicht selten sind, fängt die filigrane Konstruktion an, wie ein Zeltdach zu flattern. Einmalig ist nicht nur die Architektur an sich, sondern auch die Überraschung, ein derart gigantisches und futuristisches Gebäude in einer ansonsten menschen-leeren Landschaft auftauchen zu sehen.", beschreibt sarrelibre die Halle bei Berus. Der damalige Senderchef Louis Merlin gab ihr den oberen Namen.
Die Zeit nach der Schließung von Telesaar
4 1/2 Jahre konnte Telesaar senden, bevor sie am 16. Juli 1958 dicht gemacht wurden. Der Radio-sender Europe 1 überstand die Zeit bis heute jedoch unbeschadet. Als einer der beliebtesten Sender im französisch-sprachigen Raum sendete er erfolgreich bis zum 31. Dez. 2019 exklusiv vom Felsberg aus. Im saarländischen Rundfunkgesetz nimmt man eine Lex Europe 1 auf, wo es sinngemäß heißt: Privater Rundfunk ist grundsätzlich verboten, es sei denn es handelt sich um Radiosender, die in franz. Sprache sende. "Hätte nur noch gefehlt: und die sich in muschelförmigen Gebäuden mit freistehenden Spannbetondecken befinden." [...]
Im Oktober 2020 wurden die riesigen Sendemasten gesprengt - vier Rekordbauwerke, elegante architektonische Landmarken und Zeitzeugen einer ehemaligen Geschichte sind damit für immer von der Bildfläche verschwunden. Seit dem 30. November 2020 sendet der Saarländische Rundfunk digitales Radio (DAB+) und Fernsehen (DVB-T2) von der Sendehalle. Eine entsprechende Sendeanlage wurde auf die Spitze des alten Fensehturms montiert. So darf der Turm zum ersten Mal seit 72 Jahren wieder TV ausstrahlen!", heißt es ergänzend im sarrelibre Artikel.
Es ist eine Schande, dass man diese Kulturdenkmäler weggesprengt hat und freie, private Informationsverbreitung im großen Stil über Radio massiv bekämpft. Man stelle sich einmal vor, es gäbe einen Radiosender, der nicht bei all seinen Nachrichtensendungen bereits im ersten Satz über Lockdowns, Impfungen, Infektionszahlen, Corona oder den restlichen Müll reden würde und stattdessen ein gegenteiliges Narrativ verbreiten würde... Wäre das zu schön, um wahr zu sein?
Letzte Bemerkung: Im gleichen Gebäude, in dem Telesaar produziert wurde, in der Richard-Wagner-Straße befindet sich seit 1989 Radio Salü, welches zur Fernseh-AG von damals gehört.
Hintergrundbild: Von Lokilech - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0,